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Energie

Beim Energiekrimi 2010 hat sich die Stadt Bern für eine sichere und saubere Energiezukunft entschieden. Greenpeace zeigt den Weg zur Lösung mit Hilfe von Clean Graffiti.

Ja! Die Bernerinnen und Berner haben die Chancen erkannt. Am 28. November 2010 haben sie sich für den Ausstieg der Stadt Bern aus dem Atomstrom entschieden und folgen damit der Stadt Zürich sowie den Kantonen Basel-Stadt und Genf.

Durch den Umstieg auf Stromeffizienz und erneuerbare Energien profitieren nicht nur Mensch und Umwelt. Auch volkswirtschaftlich ist dieser Weg dem Szenario «Grosskraftwerke» weit überlegen. Neue Grosskraftwerke führen ökonomisch in eine Sackgasse, was auch die aktuelle Studie «Stromeffizienz und erneuerbare Energien – eine wirtschaftliche Alternative zu Grosskraftwerken» belegt. Eine Stromzukunft ohne neue AKW bringt 60 Prozent mehr Arbeitsplätze und eine doppelt so hohe Wertschöpfung im Inland. Greenpeace zeigt als Mit-Auftraggeberin der Studie Lösungen und Chancen für unsere Umwelt, unsere Gesellschaft und unsere Wirtschaft auf.

Annette Reiber
Campaignerin Energieeffizienz

Atom

Wir nähern uns dem Fluss Tetcha und der Geigerzähler beginnt zu rattern. Kein Zweifel, dieses Gewässer ist radioaktiv verseucht. Mein Einstieg bei Greenpeace beginnt mit einer Journalistenreise nach Majak in Russland.

Auf lang anhaltenden Druck gab der Stromkonzern Axpo Anfang September 2010 endlich öffentlich zu, was Greenpeace-Recherchen schon lange beweisen: Schweizer AKW beziehen Uran aus Majak, einem Atomkomplex zwei Flugstunden östlich von Moskau.

Atomstrom sei saubere Energie, behaupten AKW-Betreiber. Ein Augenschein in der Umgebung von Majak zeigt jedoch ein ganz anderes Bild: Die Atomanlage hat ganze Landstriche radioaktiv verseucht – die gemessenen Strahlungswerte könnten auch der Umgebung von Tschernobyl entstammen. Wir treffen viele kranke und enttäuschte Menschen, die sich von den Behörden im Stich gelassen fühlen. In jeder Familie leiden Männer, Frauen und Kinder an den schweren Folgen der Verseuchung. Eine harte Realität, die der Welt nicht vorenthalten werden darf.

Florian Kasser
Campaigner Atom

Jugendsolar

2010 war für Jugendsolar ein Jahr der Veränderungen. Abläufe wurden gestrafft, Überflüssiges über Bord geworfen, Inhalte fokussiert und die Integration in die Klima- und Energiekampagne wurde abgeschlossen. Mittlerweile hat Jugendsolar rund 190 Anlagen installiert.

Einer der zahlreichen Höhepunkte des vergangenen Jahres war sicher die Montage der grössten dachintegrierten Fotovoltaik-Anlage der Schweiz: Lernende von Swisscom, EWB (Bern) und IBL (Langenthal) montierten 2000 Quadratmeter Solarmodule auf einem Stall in Melchnau (BE) und erhielten für dieses Projekt den Schweizer Solarpreis 2010.

Das International Solar Camp fand 2010 in der Jugendherberge St. Moritz statt, die nach dem Minergie-Standard saniert wurde. Greenpeace-Jugendliche aus Kenia, Polen und der Schweiz montierten gemeinsam mit Jugendsolar PV-Panels und Warmwasserkollektoren auf das Dach des Hauses.

Ein weiterer Höhepunkt war Koppigen, wo Konfirmanden der evangelisch-reformierten Kirche mit Unterstützung der lokalen Feuerwehr eine kleine PV-Anlage auf dem Dach des Pfarrhauses installierten.

Retze Koen
Koordinator Jugendsolar

Klima

Erdöl ist schmutzig. Die BP-Ölkatastrophe im Golf von Mexiko hat das einmal mehr auf traurige Art gezeigt. Die Bilder der brennenden Ölplattform und die täglichen Schlagzeilen über die ölverseuchten Küstenregionen am Golf hielten die Welt über Monate in Atem.

Der CO2-Verbrauch unserer Gesellschaft ist enorm und heizt das Klima kontinuierlich auf. Die Verwendung von Erdöl als Brennstoff ist der Hauptverursacher Nummer eins. So stand das Thema Erdöl für unser Klima-Kampagnenteam auch 2010 an oberster Stelle. Greenpeace-Recherchen deckten auf, dass UBS und CS sich mit Milliarden Dollar am Auspressen der Ölsande in den Nadelwäldern Kanadas beteiligen und so riesige und biologisch kostbare Urwaldflächen als öde und vergiftete Flächen zurücklassen.

Noch hilfloser und wütender machten uns die Bilder der von BP verursachten Ölkatastrophe im Golf von Mexiko: Die Arroganz dieses Multis ist verantwortlich für 780 Millionen Liter Rohöl im Meer, Tausende qualvoll verendete Tiere und auf Jahre hinaus verseuchte Küstenregionen. Greenpeace unternahm zahlreiche Aktionen und schaffte es so, den öffentlichen Druck auf BP zu erhöhen. Mit Erfolg: BP musste die Verantwortung für die verheerende Katastrophe und mit Milliardenzahlungen zumindest auch einen Anteil ihrer finanziellen Auswirkungen übernehmen. Trotz strengerer Sicherheitsstandards in der Ölindustrie als Folge wollen wir die Ölausbeutung weiterhin in erster Priorität bekämpfen.

Alexander Hauri
Campaigner Klima

Meer

Die jahrelange Kampagnenarbeit von Greenpeace zeigt Wirkung: Mitte Februar verkündete das japanische Ministerium für Landwirtschaft, Wald und Fischerei das frühzeitige Ende der Walfangsaison für die Antarktis und rief seine Flotte zurück in die Häfen.

Auch dieses Jahr war eine unserer wichtigsten Aufgaben die Aufklärung der Öffentlichkeit über Verstösse gegen Walfangverbote und über die verbreitete Korruption. Die japanischen Stimmen für ein definitives Walfangverbot werden immer lauter. Im Juni, zum japanischen «Tag der Meere», protestierten wir im Fokus der Medien auf dem Jungfraujoch mit einem aufblasbaren Wal in Lebensgrösse gegen die Haft der gewaltlosen japanischen Walschützer Junichi und Toru, in deren Prozess Anfang September ein Urteil erwartet wurde. Auch vor der japanischen Botschaft in Bern fanden Aktionen statt. Greenpeace will und wird den Druck auf die japanischen Behörden und Botschaften weiterhin aufrechterhalten.

Der beliebte «Fischratgeber» wurde 2010 in einer Neuauflage überarbeitet und auch als iPhone-App lanciert. Er dient als weitere Initiative zur Erhaltung unserer Meere und zur Sensibilisierung der Konsumenten für bedrohte Fischarten.

Yves Zenger
Campaigner Meer

Landwirtschaft

Eine Million Menschen haben eine Greenpeace-Petition unterschrieben. Die Forderung an die EU-Chefetage: ein europaweites Gentech-Moratorium.

Mit bildhafter Symbolik überreichte Greenpeace in Brüssel die Petitionsstimmen. Die Bewegung für eine gentechfreie Landwirtschaft ist ungebrochen stark, der Anbau von Gentech-Mais in den EU-Ländern nimmt ab. Zwar darf jetzt eine Gentech-Kartoffel als zweite Nutzpflanze in EU-Ländern angebaut werden, mehrere Mitgliedstaaten haben die Kommission jedoch aufgefordert, diese Bewilligung noch einmal zu überdenken – nicht zuletzt dank Protesten von Greenpeace und anderen Organisationen.

Die von uns heftig kritisierten Freilandexperimente von ETH und Uni Zürich mit genmanipuliertem Weizen sind abgeschlossen. Die Resultate dieser und anderer Nationalfonds-Projekte rund um den Nutzen und die Risiken von Gentech-Pflanzen für die Schweizer Landwirtschaft werden spätestens dann zu reden geben, wenn das Schweizer Anbau-Moratorium 2013 ausläuft. Greenpeace wird die bevorstehende Debatte mit Engagement mitprägen.

Greenpeace Schweiz ist am Ausbau der internationalen Landwirtschafts-Kampagne beteiligt. Ein Pilotprojekt mit Schweizer Bezug startet voraussichtlich 2011.

Marianne Künzle
Campaignerin Sustainable Agriculture